20. Mai 2021 8:30 am

Computer am Steuer: Mehrheit der Deutschen hat kein Vertrauen in autonomes Fahren

Kleinmachnow/Berlin, 20. Mai 2021 – Hamburg macht es, München macht es, selbst die Region Main-Kinzig bei Frankfurt macht es: den Testbetrieb mit autonom fahrenden Fahrzeugen. Aber: Nur jeder dritte Deutsche ver­traut der Technologie. Das Gros der Menschen hierzulande steht selbstfah­renden Fahrzeugen skeptisch gegenüber. Das ergab eine reprä­sentative Umfrage* von mobile.de, Deutschlands größtem Fahrzeug­markt. Die Studie zeigt aber auch, dass viele Menschen gar nicht genau wissen, was „autonom“ im Hinblick auf Autos überhaupt bedeutet.

Deutschland hat kein Vertrauen in autonome Autos: Mehr als die Hälfte der Deut­schen (56,5 Prozent) gibt an, der Technologie eher nicht oder überhaupt nicht zu trauen. Dabei sind 45,9 Prozent der Autofahrer bisher noch nie mit einem autonomen Auto gefahren und möchten dies auch nicht tun. Noch nicht einmal jeder Zehnte (9,4 Prozent) hat bereits Erfahrung mit einem autonomen Fahrzeug gemacht – und nur 2,8 Prozent von ihnen mit einem vollautonomen Fahrzeug. Wenig überraschend also: In dieser Gruppe ist die Zustimmung für die moderne Art zu fahren deutlich größer. Zwei von drei Autofahrern (69,2 Prozent), die schon einmal autonom gefahren sind, geben an, der Technologie zu vertrauen.

Vertrauen ist eine Frage des Alters – und des Geschlechts
Weibliche Intuition oder kategorische Skepsis? 62,4 Prozent der Frauen geben an, der Technologie eher oder überhaupt nicht zu vertrauen. Für ein Viertel (25,9 Prozent) der Autofahrerinnen gibt es außerdem keine Argumente, die ihr Vertrauen in automatisierte Fahrzeuge erhöhen könnten. Dennoch: Mehr als die Hälfte der Fahrerinnen (52,6 Prozent) hierzulande ist noch nie mit einem selbstgesteuerten Fahrzeug gefahren – wollen dies aber auch nicht tun. Zum Vergleich: Bei den „unerfahrenen“ Männern sind hingegen „nur“ 39,3 Prozent einem eigenen Test abgeneigt.

Aber auch das Alter spielt, geschlechterübergreifend, eine Rolle, wenn es um die neue Technologie geht: 48,3 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und 65,7 Prozent der Befragten über 55 Jahre sind noch nie mit einem autonomen Fahrzeug gefahren und haben es auch nicht vor. Bei den „alten“ (über 55-Jährigen) Autofahrern ist das Miss­trauen aber am größten: Zwei Drittel (69,4 Prozent) glauben nicht an die neue Tech­nologie. Die junge Generation ist selbstfahrenden Autos gegenüber hingegen auf­geschlossen: Die Hälfte der Befragten 18- bis 24-Jährigen (49,2 Prozent) hat keine oder nur wenig Zweifel am technischen Fortschritt.

Gefährliches Halbwissen über autonomes Fahren
Das Vertrauen ist zwar gering, das Wissen über die Technologie allerdings auch: Laut der Befragten gehören vor allem das Spur halten (60,7 Prozent), eigenständiges Bremsen (59,9 Prozent) und eigenständiges Befolgen von Verkehrsregeln (55,9 Pro­zent) zu den festen Bestandteilen eines autonomen Fahrzeugs. Dabei sind vor allem Spurhalte- und Bremsassistenten bereits im zweiten Level des automatisierten Fah­rens verankert und schon jetzt in rund 25 Prozent der Fahrzeuge auf mobile.de ver­baut. Immerhin 26,7 Prozent der Befragten geben zu, nicht zu wissen, welche As­pekte konkret zum automatisierten Fahren gehören.

Übrigens: Von einem selbstfahrenden Auto wird im Allgemeinen erst gesprochen, wenn ein Fahrzeug das fünfte Level der Automatisierung erreicht hat und komplett und selbstständig vom System geführt wird. Dazu gehört auch die Bewältigung kom­plexer Situationen und, wie die Mehrheit der Befragten (55,9 Prozent) richtig erkannt hat, das ei­genständige befolgen von Verkehrsregeln.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Um das Vertrauen gegenüber höheren Autonomitätsstufen zumindest zu steigern, müssten für die befragten Skeptiker einige Kriterien erfüllt sein:

  • Streng getestetes System für maximale Zuverlässigkeit (51,0 Prozent)
  • Möglichkeit des schnellen Wechsels zu manuellem Betrieb (47,7 Prozent)
  • Anzeige von Betriebsstörungen oder Warnungen (41,4 Prozent)
  • Individuell einstellbare und aktivierbare autonome Funktionen (36,5 Prozent)
  • Nur begrenzte Nebentätigkeiten während des Fahrens (26,9 Prozent)

Jeder Vierte Befragte (25,1 Prozent) bleibt allerdings kritisch und gibt an, dass keine erfüllten Kriterien dazu führen würden, das Vertrauen in automatisierte Fahrzeuge zu erhöhen.

*Umfragebedingungen
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutsch­land GmbH, an der vom 5. bis 7. Mai 2021 2.062 Personen teilnahmen. Die Ergeb­nisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

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