27. September 2023 7:24 am

EU-Führerscheinreform: Geteilte Meinungen und wenig Vertrauen ins eigene Fahrverhalten

Kleinmachnow/Berlin, 27. September 2023 – Im Europäischen Parlament wird aktuell über neue Führerschein-Richtlinien diskutiert, die unter anderem ein Nachtfahrverbot und Tempolimit für Fahranfängerinnen und Fahranfänger sowie Tauglichkeitstests für Seniorinnen und Senioren vorsehen. Das erklärte Ziel der EU: Die Zahl der Verkehrstoten soll bis 2050 auf null sinken. Doch der Entwurf trifft auf geteilte Meinungen bei den Deutschen: Etwa gleich viele Menschen sind strikt gegen eine solche Gesetzgebung wie dafür. Das ergab eine repräsentative Umfrage* im Auftrag von mobile.de, Deutschlands größtem Fahrzeugmarkt. Dabei wäre knapp jeder Zweite bereit, seinen Führerschein ab einem bestimmten Alter freiwillig abzugeben – nur über den Zeitpunkt herrscht Uneinigkeit.

43,6 Prozent der Deutschen glauben, dass die Straßen sicherer werden, je mehr zum Beispiel Fahranfängerinnen und -anfänger oder Seniorinnen und Senioren reglementiert und überprüft werden. 42,1 Prozent der Befragten hingegen finden, dass mit einmal bestandener Führerscheinprüfung keine Einschränkungen mehr bestehen sollten. Dabei sind Frauen offenbar offener für eine Reform als Männer: Während fast jede zweite Frau (46,3 Prozent) dafür ist, spricht sich jeder zweite Mann dagegen aus (47,4 Prozent).

Einstellung zur Führerscheinreform nach Alter:

Führerschein: Wenig Vertrauen in das eigene Theorie- und Praxiswissen
Dabei glaubt, nach der ehrlichen Einschätzung gefragt, nur knapp jeder Fünfte Führerscheinbesitzer[1] (22,2 Prozent), heute ohne Vorbereitung sowohl die praktische als auch die theoretische Fahrprüfung bestehen zu können. 39,3 Prozent der Befragten glauben zumindest an ihre Fahrfähigkeiten, nicht aber daran, noch über das nötige Fachwissen zu verfügen.

Bezeichnend: Jeder Fünfte (20,1 Prozent) gibt zu, vermutlich bei beiden Prüfungen durchzufallen. Dabei nimmt die Zuversicht hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten im Straßenverkehr mit der Besitzdauer der Fahrerlaubnis merklich ab: 36,2 Prozent derer, die ihren Führerschein maximal fünf Jahre haben, glauben, auch ad hoc beide Prüfungsbestandteile zu bestehen. Bei einem Führerscheinbesitz zwischen fünf und zehn Jahren hat noch jeder Dritte (31,6 Prozent) das Vertrauen in sich selbst. Von denen, die den „Lappen“ vor mehr als 40 Jahren erworben haben, glauben nur noch 16 Prozent daran, sowohl Praxis als auch Theorie zu bestehen.

Befragt nach der Bereitschaft, den Führerschein ab einem gewissen Alter freiwillig abzugeben, sprechen sich 36,9 Prozent kategorisch dagegen aus. Interessant: Nur jeder Vierte von ihnen (26,3 Prozent) glaubt, fehlerfrei durch beide Prüfungen zu kommen. 15,2 Prozent glauben, sie würden durchfallen.

Überraschende freiwillige Selbstkontrolle im Alter
Fast jeder zweite Führerscheinbesitzer (47,5 Prozent) ist hingegen bereit, die Fahrerlaubnis ab einem bestimmten Alter freiwillig abzugeben. Allerdings variieren die Altersangaben stark. Den größten Konsens finden 14,4 Prozent, die bereit wären, ihren Führerschein mit 80 Jahren abzugeben.

Doch auch hier gibt es Unterschiede abhängig von der Besitzdauer: Wer seine „Lizenz zum Lenken“ seit maximal fünf Jahren hat, ist offener für die freiwillige Beschränkung: 62,1 Prozent geben an, ihren Führerschein irgendwann freiwillig abgeben zu wollen, 14,4 Prozent planen, ab 60 nicht mehr selbst fahren zu wollen (Abgabe ab 65: 11,5 Prozent; Abgabe ab 75: 10,9 Prozent). 28,5 Prozent der Befragten würden ihren Führerschein nicht freiwillig abgeben.


[1] Bevölkerung ab 18 Jahren: 85,5 Prozent der Deutschen besitzen einen Führerschein der Klasse B.

*Umfragebedingungen: Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.037 Personen zwischen dem 22. und 25.09.2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

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