3. Dezember 2019 8:31 am

Zwischen großem Potenzial und kleinem Angebot: Wasserstoffautos

Dreilinden/Berlin, 3. Dezember 2019 – Die Bundesregierung setzt ihren Fokus auf den nachhaltigen Antrieb mit Wasserstoff und plant, bis Ende des Jahres eine ausgearbeitete Wasserstoffstrategie zu präsentieren. Un­abhän­gig davon gab das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infra­struk­tur bereits jetzt bekannt, verstärkt in die Technolo­gie zu investieren. Auf den Höfen der Autohändler sind Wasserstoffautos indes absolute Exo­ten wie ein Blick auf mobile.de zeigt.

Während Elektromobilität die öffentliche Debatte um alternative Antriebsformen be­stimmt, fristet Wasser­stoff eher ein Schattendasein – dabei hat er handfeste Vorteile. Durch die Reaktion von Sauerstoff und Wasserstoff entsteht elektrische Energie – bei der sogenannten „kalten Verbren­nung“ bleiben als Nebenprodukte Wärme und Wasser, was diese Art des Antriebs aktuell zu einer der nachhaltigsten Möglichkeiten moderner Mobilität macht.

Lieber heute als morgen – aber zu welchem Preis?
Eine jüngst veröffentlichte McKinsey-Studie[1] zur voraussichtlichen Marktentwicklung von Wasserstoff bestätigt den Trend: Demnach könn­ten bereits im Jahr 2030 welt­weit 15 Milli­onen wasserstoffbetriebene Pkw und 500.000 Lkw unter­wegs sein. Das zu fördern ist auch der Plan der Bundesregierung: 23,5 Millionen Euro stellt sie be­reit. Diese Investitionssumme soll zu großen Teilen Nutzfahrzeugen und der Mobi­li­tät im öffentlichen Sektor zugute kommen. Das Ange­bot im privaten Sektor hält sich hin­gegen noch in Grenzen: Zum einen sind die Anschaf­fungskosten vergleichsweise hoch – während ein Neuwa­gen im Jahr 2018 mit her­kömmlichem Antrieb laut DAT-Report[2] im Schnitt etwa 31.000 Euro kostete, fällt für einen Gebrauchten mit Was­ser­stoff im Tank deutlich mehr an – durchschnittlich kosten die auf mobile.de angebote­nen Wasserstoffautos 51.000 Euro. Gleichzeitig ist das Angebot klein, ge­rade ein­mal eine Hand­voll wasserstoffbetriebener Fahrzeuge ist derzeit auf Deutschlands größ­tem Automarkt verfügbar.

Besonders auffällig: Im begrenzten Angebot sind haupt­sächlich wenig gelaufene Modelle des Toyota Mirai zu finden, den es ab knapp 30.000 Euro gibt. Einziger Konkurrent ist aktuell der Hyundai Nexo für nicht weniger als 70.000 Euro. Das überrascht nur wenig, sind die Japaner und Südkoreaner doch, wie auch bei der Elektro­mobilität, Vorreiter in der Entwicklung der Technologie. Vor allem Seoul setzt ver­stärkt auf die Brennstoffzelle: Bis 2040 sollen mehr als sechs Mil­lionen entspre­chende Autos hergestellt werden. Milliardenschwere Subventionen sollen sowohl Produktion als auch Vertrieb fördern. Ein Schlüssel ist dabei auch die Entwicklung der Infrastruktur. Bis 2022 sollen in dem Land 310 Wasserstofftankstellen entstehen – auf einer Fläche, die der der neuen Bundesländer entspricht.

Chancen und Herausforderungen für die Elektro-Alternative
Aktuell gibt es hierzulande hingegen nur 75 Wasserstoff-Tankstellen. Gerade einmal 24 weitere sind in Pla­nung. Zum Vergleich: Im Bundesgebiet gibt es 14.500 Tankstellen für Ben­zin und Diesel. Dabei ist der Antrieb dank unbedenklicher Endprodukte einer der umweltscho­nendsten unserer Zeit, der benötigte Energiebedarf über regenerative Quellen ist er­probt und realistisch. Großer Pluspunkt gegenüber Elektroautos: Die Fahrzeuge müssen keine Batterie mit sich führen, sind so leichter und vor allem un­komplizierter wiederzuverwerten.

Deutlich stärker im Vergleich zu ihren alternativ betriebenen Kollegen sind Wasser­stoffautos auch in Sachen Reichweite: Bis zu 800 Kilometer schaffen einzelne Ver­suchsfahrzeuge im Test. Aber auch 500 Kilometer bei den am Markt verfügbaren Mo­del­len sind eine überzeugende Laufleistung. Gerade in der Stadt, zum Beispiel im Pendelverkehr oder bei Nutzfahrzeugen, bie­tet der Wasser­stoffantrieb aufgrund sei­ner Funktionsweise ein enormes Potenzial, Emissionen einzu­sparen. Damit könnte Wasserstoff einen erheblichen Beitrag für nachhaltigere Mobili­tät leisten.

 

[1] https://www.mckinsey.com/industries/automotive-and-assembly/our-insights/hydrogen-the-next-wave-for-electric-vehicles

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36408/umfrage/durchschnittliche-neuwagenpreise-in-deutschland 

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