Zwischen großem Potenzial und kleinem Angebot: Wasserstoffautos
Dreilinden/Berlin, 3. Dezember 2019 – Die Bundesregierung setzt ihren Fokus auf den nachhaltigen Antrieb mit Wasserstoff und plant, bis Ende des Jahres eine ausgearbeitete Wasserstoffstrategie zu präsentieren. Unabhängig davon gab das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bereits jetzt bekannt, verstärkt in die Technologie zu investieren. Auf den Höfen der Autohändler sind Wasserstoffautos indes absolute Exoten wie ein Blick auf mobile.de zeigt.
Während Elektromobilität die öffentliche Debatte um alternative Antriebsformen bestimmt, fristet Wasserstoff eher ein Schattendasein – dabei hat er handfeste Vorteile. Durch die Reaktion von Sauerstoff und Wasserstoff entsteht elektrische Energie – bei der sogenannten „kalten Verbrennung“ bleiben als Nebenprodukte Wärme und Wasser, was diese Art des Antriebs aktuell zu einer der nachhaltigsten Möglichkeiten moderner Mobilität macht.
Lieber heute als morgen – aber zu welchem Preis?
Eine jüngst veröffentlichte McKinsey-Studie[1] zur voraussichtlichen Marktentwicklung von Wasserstoff bestätigt den Trend: Demnach könnten bereits im Jahr 2030 weltweit 15 Millionen wasserstoffbetriebene Pkw und 500.000 Lkw unterwegs sein. Das zu fördern ist auch der Plan der Bundesregierung: 23,5 Millionen Euro stellt sie bereit. Diese Investitionssumme soll zu großen Teilen Nutzfahrzeugen und der Mobilität im öffentlichen Sektor zugute kommen. Das Angebot im privaten Sektor hält sich hingegen noch in Grenzen: Zum einen sind die Anschaffungskosten vergleichsweise hoch – während ein Neuwagen im Jahr 2018 mit herkömmlichem Antrieb laut DAT-Report[2] im Schnitt etwa 31.000 Euro kostete, fällt für einen Gebrauchten mit Wasserstoff im Tank deutlich mehr an – durchschnittlich kosten die auf mobile.de angebotenen Wasserstoffautos 51.000 Euro. Gleichzeitig ist das Angebot klein, gerade einmal eine Handvoll wasserstoffbetriebener Fahrzeuge ist derzeit auf Deutschlands größtem Automarkt verfügbar.
Besonders auffällig: Im begrenzten Angebot sind hauptsächlich wenig gelaufene Modelle des Toyota Mirai zu finden, den es ab knapp 30.000 Euro gibt. Einziger Konkurrent ist aktuell der Hyundai Nexo für nicht weniger als 70.000 Euro. Das überrascht nur wenig, sind die Japaner und Südkoreaner doch, wie auch bei der Elektromobilität, Vorreiter in der Entwicklung der Technologie. Vor allem Seoul setzt verstärkt auf die Brennstoffzelle: Bis 2040 sollen mehr als sechs Millionen entsprechende Autos hergestellt werden. Milliardenschwere Subventionen sollen sowohl Produktion als auch Vertrieb fördern. Ein Schlüssel ist dabei auch die Entwicklung der Infrastruktur. Bis 2022 sollen in dem Land 310 Wasserstofftankstellen entstehen – auf einer Fläche, die der der neuen Bundesländer entspricht.
Chancen und Herausforderungen für die Elektro-Alternative
Aktuell gibt es hierzulande hingegen nur 75 Wasserstoff-Tankstellen. Gerade einmal 24 weitere sind in Planung. Zum Vergleich: Im Bundesgebiet gibt es 14.500 Tankstellen für Benzin und Diesel. Dabei ist der Antrieb dank unbedenklicher Endprodukte einer der umweltschonendsten unserer Zeit, der benötigte Energiebedarf über regenerative Quellen ist erprobt und realistisch. Großer Pluspunkt gegenüber Elektroautos: Die Fahrzeuge müssen keine Batterie mit sich führen, sind so leichter und vor allem unkomplizierter wiederzuverwerten.
Deutlich stärker im Vergleich zu ihren alternativ betriebenen Kollegen sind Wasserstoffautos auch in Sachen Reichweite: Bis zu 800 Kilometer schaffen einzelne Versuchsfahrzeuge im Test. Aber auch 500 Kilometer bei den am Markt verfügbaren Modellen sind eine überzeugende Laufleistung. Gerade in der Stadt, zum Beispiel im Pendelverkehr oder bei Nutzfahrzeugen, bietet der Wasserstoffantrieb aufgrund seiner Funktionsweise ein enormes Potenzial, Emissionen einzusparen. Damit könnte Wasserstoff einen erheblichen Beitrag für nachhaltigere Mobilität leisten.
[1] https://www.mckinsey.com/industries/automotive-and-assembly/our-insights/hydrogen-the-next-wave-for-electric-vehicles
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36408/umfrage/durchschnittliche-neuwagenpreise-in-deutschland
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